Bevor die Reise weiter ging verbrachten wir noch 2-3 Tage in Volta Redonda bei dem Bruder von Elisabeth, Victorino und seiner Frau Sueli. Ihr Sohn, Leo konnte ein bisschen Englisch, fuhr allerdings am nächsten Tag in den Urlaub. Und so saßen wir ohne eine Möglichkeit miteinander kommunizieren zu können am Tisch. Zu unserem Glück hatten sie WiFi, sodass wir mit Hilfe vom Google Translator doch noch eine lustige Zeit miteinander hatten. Die Übersetzungen sind nicht immer korrekt, sodass es alleine aus diesem Grund schon einiges zum Lachen gab. An einem Abend luden sie ihre anderen 2 Kinder mit Familie ein und grillten für uns. Es war mit Hilfe vom Translator und dem Versuch sich mit Händen und Füßen zu unterhalten ein super Abend.
Die Zeit verging sehr schnell und der Flug nach Manaus stand vor der Tür. Unser Ziel war nach dem Khao Sok Nationalpark endlich mal einen Regenwald mit gefährlichen Tieren erleben zu dürfen. Gleich nach der Ankunft buchten wir ein paar Tage im Dschungel, sodass es am nächsten Tag früh morgens schon losgehen konnte.
TAG 1
Anreise
Wir brauchten 15 Minuten zum Sammelpunkt, 20 Minuten mit dem Auto zum Hafen von Ceasa, 20 Minuten mit dem Boot zur anderen Seite, 45 Minuten mit dem Kleinbus zu einem „Hafen“ und 20 Minuten mit dem Schnellboot zum Basislager. Die Fahrt mit dem Kleinbus glich einer Achterbahn für Kinder. Erst ging es einer Straße entlang, doch dann bog er in eine unbefestigte Straße voller riesiger Löcher ein. Es schien so, als würde der Fahrer mehr auf die Löcher zielen, als ihnen aus zu weichen. Sämtliche Insassen flogen hin und her.
Meeting oft the Waters
Zuvor sahen wir uns aber noch während der Bootsfahrt das Naturereignis „Meeting of the Waters“ an. Der bis hierhin Rio Solimões (danach Amazonas genannte) Fluss trifft auf den Rio Negro. Der Amazonas-Fluss hat ein Lehmfarbenes Aussehen und der Rio Negro-Fluss hingegen Blau/Schwarz. Die beiden Flüsse vermischen sich erst nachdem sie 11 Kilometer nebeneinander dahin fließen. Streckt man seine Hand ins Wasser und fährt vom dunklen in den hellen Bereich, so ist der Temperaturunterschied deutlich spürbar.
Basislager
Nun ging es aber weiter zum Basislager. Stellt euch eine Unterkunft mitten im Urwald vor: In einer sehr verwachsenen Gegend stehen 4 auf Stelzen errichtete Gebäude. Die Dächer bestehen aus dicht verflochtenen Palmblättern. Das Zimmer fasst circa 10 m² und ist ohne Tür mit dem Badezimmer verbunden. Dieses wird von einem 1 m² großem Loch, bedeckt mit einem Fliegennetz belüftet. Die dünnen Wände lassen sich mit Pappschachteln vergleichen. Das Dschungelfeeling kam schon nach wenigen Sekunden auf. Uuuuuuuunnnnd trotz allem hatte jeder eine kleine Klimaanlage 😉
Nach beziehen der Zimmer und einem ausgezeichneten Mittagessen mit Fisch, oh ja ich habe Fisch gegessen und dass 2-mal und ich werde es wieder EssenJ, Fleisch mit Reis, Nudeln und Salat wurden wir unserem Guide, Anselmo zugeteilt. Wir verbrachten die nächsten Tage mit ihm und machten uns sogleich in einem kleineren Boot auf den Weg.
Bootsfahrt entlang des Amazonas
Wir folgten dem Fluss und beobachteten zahlreiche Vögel und sogar hin und wieder einen Alligator am Wasserrand. An einer sehr breiten stelle sahen wir sogar ein paar Pinke Amazonasdelfine, worauf ein paar von uns sofort ins Wasser hüpften. Laut dem Guide ist es nur an sehr breiten Stellen in der Mitte ungefährlich zu schwimmen, jedoch ist es auch dort sehr ratsam sich nicht weit vom Boot zu entfernen. Man darf nicht vergessen, dass hier Alligatoren, Piranhas, Anakondas und zahlreiche andere gefährliche Tiere zum Verhängnis werden können.
„Nur“ ein kleiner Flussarm
Nach einer langen Fahrt bogen wir rechts in einen kleinen Flussarm ab. Alles war sehr verwachsen und die Breite variierte zwischen 2,5 und 4 Meter. Bei den Bäumen war ein vergangener Wasserstand auf circa vier Meter Höhe deutlich zu erkennen. Die Landschaft war traumhaft und das Wissen, dass Alligatoren und andere Jäger das Wasser bewohnen machte die Durchfahrt umso spannender. In meinem Kopf habe ich die ganze Zeit über versucht einen Notfallplan zu entwickeln. Vorstellungen, wie ein riesen Alligator unser Boot zermalmt kamen auf. Und dann passierte es, nach der ersten Kurve blieben wir mit dem Boot stecken und die Turbine vom Außenbordmotor begann sich zu verheddern. Anselmo stellte sofort den Motor ab und schon kam das Kommando „Paddeln“, zumindest für uns Männer 😉 An dieser Stelle war der Fluss 4 Meter breit und wir waren von Wasserpflanzen umzingelt. Es gab keinerlei Sicht auf das darunterliegende und auch der Boden war mit dem Paddel nicht tastbar. Es ging weder nach vor, noch zurück. Wir wackelten mit dem Boot von einer Seite zur anderen und kämpften uns nach und nach durch das Gestrüpp von Flusspflanzen und Holzbalken. Als wir uns endlich befreit hatten, konnte man die Erleichterung förmlich riechen. Den Rest sind wir dann um den Motor zu schonen durchgepaddelt. Für uns war das Dschungelfeeling vom feinsten. Nachdem wir den Arm bezwungen hatten folgten wir dem wunderschönen Verlauf des Flusses und genossen die Ruhe. Nun ging es zurück zum Basislager, in dem wir unser wohl verdientes Abendessen bekamen.
Sonnenuntergang im Amazonas
Am Abend fuhren wir mit dem Boot zu einer sehr guten Stelle um den Sonnenuntergang zu beobachten und für die, die sich getraut haben den einen oder anderen Schwumm zu machen. Es war ein wunderbares Spektakel. Erst dachten wir nichts zu sehen, doch dann sprang die Sonne zwischen den Wolken hervor und die Landschaft schimmerte in einem traumhaften Licht.
Cayman Spotting
Am Abend machten wir uns mit unserem Boot auf den Weg um Kaimans suchen. Die Kaimans – Kurz gesagt eine kleinwüchsige Gattung der Alligatoren, welche maximal 1,5 Meter lang werden. In den 2 Stunden Fahrt hatten wir leider nur einen 40 cm langen Brillenkaiman gefunden, von dem wir in der Dunkelheit kein nützliches Foto ergatterten. Damit Ihr aber nicht leer aus geht bekommt ihr zwei Original Kugelkreiser der Gattung Reiso sapiens – abgebildet in ihrer natürlichen Umgebung =D zu Gesicht. Für Anselmo war das einfangen eine Leichtigkeit. Er leuchtete ihn an, worauf der Kaiman an den Rand schwamm und folgte ihm. Kaum stehen geblieben ging das Licht aus, man hörte etwas plätschern und schon hielt er ihn gemütlich am Kopf. Ich hätte das zu gern auch probiert, doch er erklärte gleich, dass er in den 20 Jahren als Guide schon 2-3 Mal von so einem gebissen wurde und die Wunden sich gerne entzünden. Naja, vielleicht ein andermal 😉
TAG 2
Sonnenaufgang im Amazonas
Morgens um 05:30 fuhren wir wieder mit dem Boot hinaus. Man möchte glauben, dass alles noch schläft, aber aus weiter Ferne konnten wir die Affengruppen bereits ihre Lieder singen hören. Die stille und ruhe mit leichtem Hintergrundgesang der Tiere machte dem Wort „Morgenstund hat Gold im Mund“ alle Ehre. Wir konnten leider nur das schwinden der Dunkelheit sehen, denn keinerlei Sonnenstrahl zwinkerte zwischen den Wolken durch. Der aufsteigende Nebel, in Zusammenhang mit dem ruhigen Umfeld sorgte für eine Mystische Atmosphäre. Um 07:00 Uhr ging´s zurück zum Basiscamp, wo auch schon dass Frühstück auf uns wartete.
Zu Fuß durch den Dschungel
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit vielen Früchten gingen wir in den Dschungel. Die Natur scheint uns Menschen förmlich vertreiben zu wollen, denn es wächst alles so schnell, dass der Pfad bereits kaum mehr ersichtlich war. Zahlreiche verschiedene Bäume, Palmen und Sträucher waren zu sehen. Der für mich schönste Baum war streng genommen ein Parasit. Eine Liane wuchs um den Baum herum bis zum Boden und zerstörte diesen. Was noch zu sehen war ist ein seltsam durchlöcherter Baum, in dem von oben bis unten ein 30 cm großes Loch war. Der Wald ist sehr laut. Von allen Seiten sind Insekten und andere Tiere zu hören. Während wir uns durch den Dschungel kämpften erzählte uns Anselmo, dass Jaguare keine Seltenheit sind und erst kürzlich ein Einheimischer während der Jagt von einem getötet wurde und sein Korpus als Mahlzeit diente. Dies machte den Aufenthalt weitaus spannender, denn ich war die ganze Zeit über das Schlusslicht. Des Öfteren konnten wir Affengruppen minutenlang schreien hören. Nach ca. einer Stunde schlug das Wetter um. Es regnete in Kübeln und hörte nicht mehr auf. Ein paar von uns hatten Regenmäntel dabei, doch wir natürlich nur einen, den ich als alter Gentleman an Corinna weiter gab 😉 Ich denke es geht gar nicht authentischer, als im Regen durch den Regenwald zu laufen. Nach einer Weile entschieden wir umzukehren, denn sollte der Regen zu einem Sturm werden besteht die Gefahr, dass wir von den herunter fallenden Ästen erschlagen werden. Der Rückweg war deutlich schwerer denn der ganze Regen überschwemmte sämtliche Trampelpfade und wir latschten mehr in einem Fluss als auf einem Weg. Wie ihr euch Vorstellen könnt, waren wir alle vom Scheitel bis zur Sohle durch nass. Zurück beim Boot mussten wir es erst mit Kübel und Händen vom vielen angesammelten Wasser befreien. Beim Basislager angekommen zogen wir alles aus und schmissen uns unter die Dusche, was Schluss endlich auch nur Regenwasser ist. Scheinbar war ich auch der einzige, der nur ein Paar Schuhe dabei hatte und somit die nächsten Tage nass laufen musste.
Piranha fischen
Abends fuhren wir zu einem der wohl schönsten Plätze im ganzen Regenwald Piranha fischen. Die Gruppe wurde etwas kleiner, worauf jeder seine eigene Bank auf dem Boot bekam und sich gemütlich mit dem Angelstecken hinlegen konnte. So lässt es sich gefallen. An dieser Stelle biss zwar kein Fisch an, aber es war mit Abstand die beste Kulisse. Nach einer Weile versuchten wir unser Glück an einem anderen Standort. Anselmo hatte nach nur wenigen Sekunden einen am Haken und zeigte uns sofort die scharfen Zähne. Alle anderen gingen wieder leer aus, also wechselten wir nochmals den Standort. Dieses Mal zu einem kleinen Bootshafen. Einer nach dem anderen hatte einen am Haken. Es sah aus, als wollten sie von uns herausgezogen und fotografiert werden. Corinna fing 3 innerhalb von 5 Minuten. Wir beendeten die Jagt mit einem wohlverdienten Bier.
Übernachtung im Dschungel
Wegen der zu langen Pause kamen wir dann doch etwas in den Stress. Jeder musste sich eine Hängematte (Hummock) mit Moskitonetz her richten und einpacken. Geplant ist eine Nacht im Dschungel, hängend zwischen den Bäumen, umzingelt von Affen, gefressen von Anakondas,… Naja, was man sich halt so alles vorstellen mag. Wir brauchten so lange, dass es bereits dunkel war, bis wir endlich los fuhren. Bei Nacht ist der Eingang zum Zeltplatz sehr schwer zu finden. Vor allem weil alles so schnell wächst und die schwimmenden Pflanzen nie am selben Fleck bleiben. Anselmo musste 3-mal am Ufer entlang fahren, bis er den Eingang fand. Beim Platz angelangt war sich die Gruppe irgendwie nicht so richtig sicher, ob es der richtige Platz ist. Er war sehr verwachsen und schien noch nie von mehr als 2 Leuten verwendet geworden zu sein. Natürlich gefiel und das umso mehr, denn wir hatten einen überdachten Platz erwartet, der einfach nur rundum offen ist. Anselmo schlug zur Sicherheit einige Baumstutzen um und zeigte uns, wie man die Hängematten am besten befestigte. In der Dunkelheit war es sehr schwer sich zurechtzufinden, darum gab ich meine 2. Taschenlampe weiter. Als sich dann alle schlafen legten machte Anselmo noch eine Sicherheitsrunde und prüfte auch die Moskitonetze aller anderen. Er selbst verwendete garkeines und wurde auch nicht gestochen. Ein Ire hingegen wurde trotz Moskitospray und Netz 10-mal durch die Hängematte gestochen. Die Nacht war sehr laut. Überall hörte man Äste zerbrechen, oder von den Bäumen fallen, etwas laufen und auch ins Wasser hüpfen. Um 2 Uhr morgens wachte ich auf. Meine Blase war so voll.. Ich musste mich dringendst aus der vernetzten Hängematte befreien und in den Büschen erleichtern. Das Problem war nur, dass die Angst zu groß war und dazu auch noch Corinna die Taschenlampe bei sich hatte. Nach einigen Versuchen weiter zu schlafen gab ich auf und weckte meine Frau und nahm die Taschenlampe an mich, damit ich was sehe wenn ich mich beim dritten Baum auf der linken Seite unserer Toilette, erleichtere. Ich schnappte mir die Lampe und lief leise an den Rand des Camps. Die Nervosität war so stark, dass ich dauernd in die Bäume über und vor mir leuchten musste, zum Pinkeln keine Chance, also auf schnellstem Weg zurück in die Hängematte. Der Druck stieg jedoch an. Insgesamt brauchte ich 3 Anläufe um mich zu erleichtern. Corinna wiederum hielt inne, bis wir zurück im Basislager waren.
TAG 3
Papageie
Um 5 Uhr mussten wir bereits wieder aufstehen, weil wir den Sonnenaufgang nochmals beobachten wollten. Wegen der Wolken war leider nichts zu sehen, doch zum Glück sahen wir ein Papageiennest in einem Baum und konnten ihnen beim Aufstehen zusehen. Sie flogen sehr schnell weg und machten einen riesigen Lärm währenddessen. Unser Guide meinte, wir hätten sehr viel Glück, da nur wenige Personen Papageie sehen. Unser ergattertes Foto gaben wir unserem Guide, der es unbedingt für seine Homepage haben wollte.
Ureinwohner
Am letzten Vormittag unseres Aufenthaltes fuhren wir zu den Häusern einiger Ureinwohner. Es war nicht die Art Ureinwohner, wie wir sie uns vorstellten. Leicht bekleidet, tanzend um eine Feuerstelle… Sondern ganz normale Einheimische, die die alten Traditionen pflegen und sich selbst versorgen.
Sie hatten zahlreiche verschiedene Bäume und Palmen, welche alle essbare Früchte trugen und auch eine eigene Verarbeitungsstelle für die Maniok Wurzeln.
Rückweg
Mit gepacktem Rucksack bereit zur Abreise saßen wir im Gemeinschaftsraum und aßen noch etwas zu Mittag. Wenige Minuten bevor wir uns auf den Weg machen sollten fing es an zu stürmen. Zum Glück war der offene Gemeinschaftsraum mit einem Moskitonetz umschlossen, sonst hätten wir alle Blätter im Gesicht gehabt. Bäume stürtzen um, sämtliche leichte Sachen flogen durch die Gegend und das komplette Camp wackelte auf den dünnen stelzen. Zu unserem Glück zog der Sturm schnell vorüber und wir konnten mit gutem Gefühl das Camp mit dem Boot verlassen.
Tipps
Die Übersetzungen von einem gewissen Translator beinhalten manchmal Werbung. Sie sind sehr geschickt eingebettet, sodass man es selbst oft garnicht merkt. Es wurde uns erst klar, als bei einer Übersetzung, die uns galt für eine Fastfood Kette gewerbt wurde. Yandex bietet zum Beispiel einen Übersetzer an, bei dem für das IOS unter anderem Deutsch – Englisch und Deutsch – Spanisch auch offline zur Verfügung stehen. Beim Google Translator gibt es derzeit keinerlei Möglichkeit für eine offline Nutzung mit IOS geräten.
Was den Amazonas an geht empfehle ich nicht unbedingt im vorherein zu buchen, denn es werden so gut wie alle Leute angenommen und ab 10 Personen die Touren gesplittet. Scheinbar gibt es sehr viele Guides. Auf diese Weise ist es auch möglich mit dem Preis zu handeln, denn Worte wie Barzahlung etc. hören sie gerne. Natürlich ist das von der Reisezeit abhängig. Während dem Karneval möchte zum Beispiel niemand in den Dschungel.
Auch der Transfer vom Flughafen zum Hotel, Hotel zum Sammelpunkt und wieder zurück zum Hotel ist bei den meisten Touren inbegriffen. Beim Empfangsbereich am Flughafen stehen immer 2-3 Leute bereit um Touren zu verkaufen. Wir haben uns nach der Backpackers Amazon Dschungel Tour orientiert, weil sie preislich am besten und auch das Programm am ansprechendsten war.
Wir werden nach Abschluss von Brasilien alle Tipps und Tricks auflisten und ausführlich erörtern.
Noch ein par Impressionen vom Amazonas: