Die Auswahl nach dem geeigneten Cottage war doch schwerer, als erwartet. Am liebsten möchte man alles sehen und gleichzeitig nicht weit entfernt sein. Letzten Endes entschieden wir uns für ein kleines verschlafenen Dörfchen namens Craughwell als Standort. Der Gedanke, dass unser Cottage sich etwas außerhalb vom Dorf befindet störte anfangs niemanden. Als wir jedoch nach einer Weile durch die Pampas vor der Einfahrt standen, kamen so unsere Zweifel auf. Wir konnten nur ein altes, rundum komplett verwachsenes Metalltor erkennen und einen Kiesweg mit endlos vielen Schlaglöchern. Obwohl die Vorstellung, dass sich irgendwo da hinten ein traumhaftes Heim inkl. Wifi für uns befinden soll zu diesem Zeitpunkt unmöglich schien, fuhren wir dennoch mit 5 km/h die Buckelpiste entlang. Gerade als ich die Hoffnung aufgeben wollte, kamen wir bei einer alten Farm an. Und da war es. Hinter dem Hauptgebäude befand sich die 450 Jahre alte Mühle. Natürlich zum Wohnhaus umfunktioniert, aber doch sehr rustikal gehalten. Die Treppe im inneren war so schmal und kurz, dass beinahe jeder von uns hinunter stolperte.
Um ins Internet zu kommen, mussten wir vor das Wohnzimmerfenster der Gastgeberfamilie stehen. Nicht einfach irgendwie, sondern genau davor mit dem Handy nah zur Glasscheibe. Was sich wohl die Familie dabei dachte, wenn da ständig Leute an ihrer Glasscheibe kleben..
Am ersten Tag schliefen wir endlich wieder einmal aus und fuhren anschließend zu einem kleinen Ort mit sehr vielen Ruinen namens Athenry. Alles erinnerte etwas an die Stadt Feldkirch, jedoch im Irischen Stil. Eine Burg befindet sich auf einer Anhöhe, teilweise sind noch Stadtmauern zu sehen und die Straßen werden von einigen alten Gebäuden umschmückt. Wer sich für die Geschichte zwischen den Engländern und Iren interessiert, sollte diese Ortschaft keinesfalls auslassen.
Athenry Castle
Im Gegensatz zu den Meisten anderen Burgen wurde diese komplett wieder aufgebaut. Meiner Meinung nach ist sie aufgrund ihrer schlichten Bauweise nichts Besonderes. Im Grunde genau ist es nur ein 4-Stöckiger Turm. Laut dem Guide werden sogar Konzerte und andere Feierlichkeiten im Erdgeschoss abgehalten.
Wie an vielen anderen Abenden, durfte auch an diesem das verdiente Guinness in einem Irischen Pub nicht fehlen. Dieses Mal ging es nach Galway. Wir sind zwar alle keine Biertrinker, doch das gehört einfach dazu. Galway ist eine absolute Studentenstadt. Tagsüber laufen ein Touristen herum und nachts kommen die Iren wie aus dem Boden geschossen und füllen die Pubs. Nach wenigen Minuten wurde auch die bekannteste Bar der Stadt ausgekundschaftet und anvisiert. Wegen den vielen Leuten war das hinein kommen schwer, die Live Musik laut und wie die Iren sagen würden, das Guinness gut. Je mehr Leute, desto kürzer steht das Fass geöffnet herum, wodurch es um einiges besser schmeckt. Ein paar Tage später haben wir festgestellt, dass da wirklich etwas Wahres dran ist.
Es blieb natürlich nicht nur bei einem Guiness, doch wer trinken kann, der kann auch früh aufstehen, denn bereits den nächsten Tag verbrachten wir auf Inishmore. Sie ist die Größte der Aran Inseln westlich von Doolin. Zwar gibt es zahlreiche Möglichkeiten dort zu übernachten, doch wir entschieden uns wegen der hohen Preise doch nur für einen Tagesausflug. Kaum mit der Fähre angedockt, marschierten wir zum ersten Fahrradverleih und begannen die Insel im alten Stil, mit einer Landkarte auszukundschaften. Erst fuhren wir die Straße in der Mitte der Insel durch alle Dörfer hindurch entlang, bis wir direkt an einem wunderschönen Strand vorbei gelotst wurden. Corinna war sofort verliebt und hielt sogleich die Füße ins Wasser. Für mich war das in etwa so: Corinna sieht, schmeißt ihre Schuhe weg, rennt . . . und schon im Wasser.
Mit dem Wissen, dass sie sich keinen Meter davon entfernt, fuhr ich mit dem Fahrrad schnell zu den Seven Churches hinüber. Warscheindlich hätte ich das garnicht sagen müssen, denn jeder kann es an dem Foto sehen 😉 Naja das Fotografieren überlasse ich lieber Corinna.
Zurück bei meiner wunderschönen Frau, machten wir noch eine kleine Pause am Meer, bevor es weiter nach Dun Aengus ging.
Dun Aengus
ist ein bronzezeitliches Fort, welches für seinen gemauerten Halbkreis mit der Klippe dahinter weltbekannt ist. Von den vielen schönen Eindrücken vergaßen wir komplett die Zeit. Das Schöne an den vielen Fotos, die wir machten war, dass sich kaum jemand so weit nach vorne traute wie Corinna.
Somit fiel gar nicht auf, mit wie vielen anderen Touristen wir diese Ruinen und Klippen bestaunten. Retour ging es dann der Nordküste entlang. Anscheinend wurden dort schon öffters Robben gesichtet und wir wollten uns das nicht entgehen lassen. Leider hatten die gerade einen vollen Terminkalender und wir gingen leer aus. Nichts desto trotz war es ein wunderschöner Tag von dem keiner der Meinung war, dass es mehr Zeit gebraucht hätte.
Ashford Castle
In unserem Fall war es vielleicht nicht die beste Idee extra 40 Minuten hin und auch wieder zurück zu fahren. Alles in allem bekamen wir zwar eine wunderschöne Burg zu sehen, die jedoch zu einem Hotel umfunktioniert wurde und nur noch für Hotelgäste zugänglich ist. Trotzdem wird für das Betreten vom Gelände sie 5 € pro Person verlangt. Bei der Vorbeifahrt lohnt es sich stehen zu bleiben, sonst finde ich allerdings keinesfalls.
Nach so vielen Burgen und Klippen, die wir in den letzten Tagen zu sehen bekamen, war es wiedermal an der Zeit etwas Spaßiges zu unternehmen. In Galway gibt es einen Freizeitpark, bei dem man sich in 30 verschiedenen Sportarten versuchen kann. Torschüsse, Golf Abschläge, Baseball und noch vieles mehr. Wenn man sich darauf einlässt, ist der Spaß garantiert. Für zwischendurch war es genau das Richtige, bevor der Burren Nationalpark an die Reihe kam.
Burren Nationalpark
Der Park an sich macht nicht viel her. Einzig und allein die Küste nördlich von Doolin ist einen Besuch wert. Hier gibt es aufgrund der starken Stürme kleinere Klippen und hunderte Meter weit nur Steinböden zu sehen. Ein absoluter Hingucker, den wir fast nicht gefunden hätten.
Wichtig zu erwähnen ist aber noch die Burren Chocolateria. Auf dem Weg von Galway der Küste entlang zum Burren Nationalpark wird auf einem Schild dafür gewerbt und in eine Querstraße verwiesen. Mit 2 Schokoladeliebhabern im Gepäck hieß es sofort abbiegen. Tipp: Die roten Erdbeerpralinen mit Kokosfüllung =)
Bevor wir uns auf die Weiterreise in Richtung Slane machten, fuhren wir nochmals zur Schokolateria und kauften ordentlich ein. Das war vielleicht ein langer Tag. Erst nochmal Pralinen kaufen, dann die Ruinen von Clonmacnoise und zuguterletzt noch die hoffnungslose Suche spät abends nach einer Unterkunft in Slane.
Clonmacnoise
Es kommt ganz drauf an, wen man nach den wichtigsten Klosterruinen fragt, denn die Leute sind hin und her gerissen, ob es nun dieses, oder eines nähe Dublin ist. Uns gefiel es jedenfalls vor allem wegen seiner geschichtlichen Hintergründe sehr gut. Zuzüglich der Ruinen wird auch mit einem Video den größten Lesemuffeln etwas geboten. Kaum zu glauben, dass es über 18 mal geplündert, abgebrannt und wieder von den Mönchen aufgebaut wurde. Erst, als die Engländer kamen, gaben sie endgültig auf.