Es ist wieder so weit. Wir müssen uns nun auch schweren Herzens von Brasilien verabschieden. In den 39 Tagen haben wir uns nicht nur in das Land verliebt, sondern lernten auch sehr viele Leute kennen, die wir nun auch unsere Freunde nennen dürfen.
Die Route
Zwar wussten wir, was sehenswert ist und was nicht, aber entschlossen uns dennoch erst komplett planlos an die Sache heran zu gehen, weil wir durch die ganzen Bekanntschaften sicher einige hilfreiche Tipps bekommen werden. Erst 1 ½ Wochen später beschlossen wir doch noch die Route zusammen zu schmieden.
In unserer Welt wird für alles einen Plan gemacht. Durch meinen Beruf lege ich so viel Wert auf die Planung, sodass Spontanität nicht mehr Bestand meines Vokabulars ist. Ich wusste bis zu 2 Wochen im Voraus, was ich machen werde und hatte immer einen Plan B. Ich möchte damit nicht sagen, dass es schlecht ist, aber es sollte viel mehr ein perfektes Zusammenspiel aus Planung und Spontanität sein. Vielleicht ist die viele Planung der Grund, warum wir jetzt dort angelangt sind, wo wir sind. Vielleicht wären wir aber ohne auch nie so weit gekommen. Natürlich gibt es noch andere Aspekte, die dazu beitragen.. Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann plant nur das nötigste und geniest die Freiheit. Vielleicht werdet ihr nie wieder so viel Freiheit zu spüren bekommen. Aus finanzieller Sicht ist jedoch in Brasilien eine grobe Planung notwendig.
Die Kosten pro Übernachtung variieren sehr stark. Es hängt wie überall von Reisezeit, Stadt und Unterkunft ab. Wir hielten uns an Backpacker Hostel, Couchsurfing und Freunde.
Zu unserem Glück durften wir öfters bei Familienangehörigen von Elisabeth ( eine sehr gute Freundin aus Satteins) übernachten. Wir genossen die Zeit bei und mit Ihnen, wurden sehr gut bekocht und überall herzlich aufgenommen.
Danke an alle und vor allem auch an Elisabeth. Wir werden uns revongieren.
Das Internet wäre eigentlich sehr schnell und ist mit dem Österreichischen Standard vergleichbar. „Eigentlich“, weil es trotzdem sämtliche Backpacker Hostel schaffen, dass es dauernd aus fällt und eine schriftliche Unterhaltung via Whatsapp zum Abenteuer wird. Nach langem Hin und Her entschieden wir uns eine Sim-Karte bei dem Netzanbieter Tim zu kaufen. Ununterbrochenes Internet am Handy für ganz wenig Kröten (hängt vom Packet ab) und das noch mit 4G ist schon sehr verlockend.
Wir hielten uns an keinen Reiseführer, sondern holten uns die Informationen von den Leuten vor Ort und glichen sie mit den Bewertungen im Internet ab. Solltet ihr allerdings Paintball spielen gehen, dann macht einen Fixpreis aus und nicht denselben Fehler wie wir und zahlt wenig für den Platz, allerdings viel pro 50 Kugeln.
Wir wurden des Öfteren gefragt, wie das Ganze abläuft. Ob wir immer 5 Sterne Hotels buchen, in den besten Restaurants essen gehen oder uns 2 Wochen am Strand bräunen lassen. Natürlich hat man die Freiheit während dieser Zeit nicht arbeiten zu müssen, ausschlafen zu können, einen Tag am Strand zu liegen und seinen Tagesablauf selbst zu gestalten, aber es hat auch seine Schatten Seiten. Dazu findet ihr unten noch eine persönliche Zusammenstellung der positiven & negativen Erfahrungen von unserer Auszeit.
Die Schattenseite der Hostel
In Rio de Janeiro quartierten wir uns für 7 Nächte in einem 4 Betten-Zimmer mit Gemeinschaftsbad ein. Wichtig hierbei zu erwähnen ist, dass es gerade Karneval Zeit war und sogar dafür 40 € pro Nacht fällig waren. Couchsurfer war keiner zu finden und erst 2 Wochen später lernten wir 3 Leute kennen, die uns alle eine Unterkunft gegeben hätten. Einer davon wohnte sogar nur 50 Meter um die Ecke. Naja.. Jedenfalls hatten wir die erste Nacht für uns und beschlossen unsere Kleidung waschen zu lassen. Leider bekamen wir sie nicht komplett trocken zurück und mussten unser Zimmer in einen Trockenraum umbauen. Ihr könnt euch vorstellen wie tropisch das Klima in unserem 10 qm kleinen Zimmer war, als wir um 3 Uhr Morgens einen Zimmergenossen bekamen. Am nächsten Tag gingen wir mit ihm zum Zuckerhut und ließen den Abend mit eine par Bier am Strand ausklingen. Als wir am Abend noch etwas um die Häuser zogen merkten wir, dass er die ganze Zeit über nur auf der Suche nach jeglichen Drogen war. Wir beschlossen uns fortan zu distanzieren und die Gespräche sehr oberflächlich zu halten, denn für uns war es Wichtig, nicht in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten. In den restlichen Tagen haben wir zahlreiche Unternehmungen gemacht und viele Leute kennen gelernt. Er machte hingegen jede Nacht Party und kam zwischen 3 und 5 Uhr morgens lauthals ins Zimmer. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er durch die Zimmertür flog, seine Zigaretten suchte und mich um seine Zigaretten anflehte. Dabei wusste ich nicht einmal wo er das Zeug lagerte. Manchmal kam er auch mitten in der Nacht ins Zimmer, schmiss irgendwelche Tabletten ein und zog wieder von dannen. Eines Nachts hatte wohl auch er sein Limit erreicht und übergab sich in seinem Bett, auf dem Boden und traf dabei sogar die Leiter zu Corinnas Stockbett. Von den Geräuschen die er dabei machte und der Geruch der zu Corinna aufstieg wollen wir gar nicht erst anfangen. Wir beschlossen das Zimmer zu verlassen und erst abends wieder zurück zu kommen. Gegen 18 Uhr war zwar der Junge weg und der Boden geputzt, doch die vollgekotzte Kleidung lag unverändert auf dem Bett. Der Gestank war so stark, doch niemand war da, den es kümmerte. Wir entschieden uns die Kleidung in einen Plastiksack zu packen und zu zuknoten. Erst Stunden später war der Geruch aushaltbar. Der Sack lag dann die restlichen 3 Tage unverändert neben seinem Bett.
Eine coole Couchsurfing Erfahrung
Wer den Bericht von Sao Paulo nicht gelesen hat, dem kommen folgende Worte nicht bekannt vor. Unser Couchsurfing Host hatte versehentlich zu vielen Leuten zugesagt und musste somit insgesamt 4 Leute in seiner kleinen Wohnung beherbergen. Wir bekamen ein Schlafzimmer mit einer Luftmatratze und die anderen 2 das Sofa im Wohnzimmer. Jedes Mal, wenn ich mich beim Schlafen umdrehte knirschte es lautstark. Er hatte so viel Vertrauen, dass er übers Wochenende zu seinen Eltern fuhr und uns mit den 2 Argentinischen Musikern alleine in der Wohnung ließ. Ich denke es lag weniger am Vertrauen, sondern einfach nur daran, dass es ihm zu viel wurde und er einfach raus musste.
Unsere persönliche Gegenüberstellung der „Auszeit“
Die Mentalität der Menschen
Wie bereits schon im Beitrag Goodbye to South Afrika geschrieben möchte ich nicht die Menschen verallgemeinern, sondern nur meine Meinung und Erfahrung preis geben. Nach etlichen Gesprächen finde ich ein Zitat eines 28 Jährigen Freundes das passendste:
„Wir haben keinen Plan.“
Ja, ich zitiere dich wirklich 😉 Diese Aussage bezog sich auf meine Frage über die Lebensweise. Die Leute leben von einem Tag in den anderen. Es wird sehr spontan gehandelt und kurzfristige Unternehmungen gehören zum Tagesablauf. Das Wort Familie hat eine sehr starke Bedeutung. Jeder hilft einander und man ist sogar bereit, das letzte Hemd dafür zu opfern. Konflikte kommen so gut wie nicht vor und wenn, dann werden sie sofort aus der Welt geschafft. Sie sind sehr gastfreundlich und lieben es viele Leute um sich herum zu haben. Es stellt kein Problem dar, für ein paar Tage zusammenzurücken und anderen eine Unterkunft zu gewähren. Die Menschen lachen, feiern und tanzen gerne. Sie leben im hier und jetzt und nicht wie viele andere in der Zukunft. Ich hoffe wir können ein klein wenig davon mit nach Hause nehmen.
Hier noch ein paar Statistiken, die wir für euch zusammengestellt haben
Öffentliche Verkehrsmittel
Die Taxis sind erschwinglich, jedoch im Gegensatz zu allen öffentlichen Verkehrsmitteln sehr teuer. Wir bevorzugten U-Bahn und Bus. In Rio de Janeiro gibt es zum Beispiel den blauen Premium Bus. Der kostet zwar 3, 9 Real, ist aber das sicherste Verkehrsmittel vom Flughafen zum Hotel und retour.
Um von einer Stadt zur anderen zu fahren gibt es zahlreiche verschiedene Unternehmen. Wir bevorzugten es online zu buchen, denn die Leute am Schalter können kein Wort Englisch und der Preis blieb der Selbe. Der Vorteil dadurch war, dass man ohne zum Schalter zu fahren weiter im Voraus buchen kann und die Sitzauswahl leichter fällt. Manchmal musste man jedoch zum Schalter, denn nicht alle Unternehmen erlauben die Onlinebuchung ohne Brasilianischen Reisepass.
Fazit über unseren Aufenthalt
Wer gerne lacht, tanzt, feiert und die Lust am Leben wieder finden will ist hier genau an der richtigen Stelle. Themen wie Korruption, Favelas, Bildung etc. sorgen für viel Gesprächsstoff. Redet mit so vielen Leuten wie möglich. Auch die kleinste Information kann einen vor einer schlimmen Situation bewahren. Bezahlt wenn möglich immer Bar. Ich habe von anderen reisenden gehört, dass sogar Hotelmitarbeiter Kreditkarten dupliziert haben. Holt Geld beim Bankomat und bringt die Karte am besten erst zurück ins Zimmer, bevor ihr weiter geht. Zu viele Leute verwenden Geldverstecke wie Gürteltaschen, wodurch sie nichts mehr bringen. Werdet kreativ 😉 Allerdings gibt es hier Räuber, die um sicher zu gehen, dass sie alles bekommen haben, sogar die komplette Kleidung mitnehmen. Dieses Risiko muss man leider eingehen. Lasst euch aber nicht davon wahnsinnig machen. Ich beziehe mich hierbei auf Erfahrungen und Erlebnissen von Leuten, die wir trafen. Uns ist zum Glück nichts davon passiert.
Was die Buchung von Touren an geht empfehle ich in der Nebensaison sich zwar online zu informieren, aber besser vor Ort das Büro aufsuchen und erst über den Preis verhandeln. Bei Buchungsanfragen übers Internet habe ich bis jetzt noch nie einen Preisnachlass bekommen.
Bei der Buchung von Hostels,.. wende ich mich an meinen Freund Link. Er vergleicht alle Möglichen Reiseanbieter und weiß über sämtliche Gutscheine und Rabattmöglichkeiten bescheid. Wenns spät nachts ist und sehr kurzfristig von dannen gehen muss, versuche ich selbst mein Glück als Reisescout 😉 Viele empfehlen einfach in eine Stadt zu gehen und bis der Preis passt, ein Hostel nach dem anderen aufzusuchen. Leider ist es in Brasilien nicht mehr so gut möglich, denn die Meisten sind bereits über diverse Plattformen im Internet buchbar, was den Preis meistens erhöht.
Für Couchsurfing-Anfragen stehen die Leute immer offen, jedoch zu weit im Voraus mag es hier keiner. Wie bereits vorher schon erwähnt mögen sie nicht weiter, als wenige Tage im Voraus zu-, oder absagen. Anfangs habe ich mich immer gewundert, warum so lange nicht geantwortet wurde, aber das scheint normal zu sein. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Haltet diese Tipps ein und ihr bekommt Brasilien von seiner wunderschönsten Seite zu sehen.
Vielleicht wurde unser Bild von Brasilien wegen der vielen bekannten und jetzt auch Freunden etwas verschönert, doch auch durchs Couchsurfen und anderen Bekanntschaften wo wir niemanden gekannt haben und auf uns allein gestellt waren haben wir Brasilien von einer wunderschönen Seite kennen gelernt. Corinna und ich werden auf jeden Fall wieder kommen und unsere neu gewordenen Freunde besuchen.