Bei der Gepäckausgabe im Flughafen von La Paz hatte ich mir grausamst den Rücken verrissen, wodurch ich gezwungen wurde die nächsten 3 Tage im Zimmer zu verbringen. Als dann wieder alles halbwegs in Ordnung schien, war das Wetter so schlecht, dass wir kaum etwas unternehmen konnten. Wir beschlossen mit der Hoffnung doch noch ein paar Sonnenstrahlen zu ergattern zur Isla del Sol (Sonneninsel) zu fahren.
Wir entschieden uns für den weniger Touristischen Südhafen und buchten im Vorherein schon ein Hotel für 2 Nächte. Bei der Buchung hatte ich auf alles, bis auf die Lage geachtet. Es befand sich 45 Minuten den Berg hinauf und wäre für uns mit vollem Gepäck niemals erreichbar gewesen. Zum Glück gab es einen Esel-Transportservice. Ohne diese Unterstützung würdet ihr diesen Beitrag wahrscheinlich nicht lesen können 😉
Die Tochter des Eselhalters führte uns gemeinsam mit 6 anderen Touristen bis zum Hotel hinauf. Wir gingen ohne Unterbrechung steil bergauf. Sie hatte kein Erbarmen mit uns und rannte die Stufen regelrecht hoch. Hinter uns keuchten noch zahlreiche weitere Touristen, wodurch es einem Alpauftrieb glich. Als wir total erschöpft und von oben bis unten nass geschwitzt beim Hotel an kamen, brauchten wir erst mal eine lange Verschnaufpause. Das Schwitzen hat sich gelohnt… die Aussicht war der Hammer und unser Hotel ebenfalls.
Am späteren Abend, als es bereits schon dämmerte, gingen wir mit Kamera und Taschenlampen bewaffnet den recht kurzen Weg bis zur höchsten Stelle der Insel hinauf um den Sonnenuntergang zu betrachten. Dort angelangt wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick belohnt. Die Landschaft und das schöne blau schimmernde Wasser wirkten wie auf einer Postkarte. Es befand sich nur ein einziges sehr kleines Gebäude oben, durch dessen Fenster ein ganz schwaches Kerzenlicht schimmerte. Erst war ich der Meinung es könnte eine kleine Gebetstätte ohne Turm sein, doch je näher wir kamen, desto leichter war das Schild „Pizza“ zu lesen. Ich ließ Corinna weiter ihre Fotos machen und begann mich sofort nach den Preisen zu informierten.
Im inneren befanden sich jeweils 2 kleine Tische links und rechts neben einem Fenster aufgereiht. Leise Musik war zu hören und einzig und allein 4 brennende Kerzen sorgten für etwas Licht. In dem schimmerndem Licht konnte man die mit Eierkartons verdeckten Wände und zahlreiche Verzierungen aus selbstgewebten Decken erkennen. Es war der Traum aller Frauen, keine Elektrizität, kein Handynetz und nur die Zweisamkeit. In Corinnas Worte gefasst: „So etwas romantisches habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Wir saßen uns nieder und bestellten eine Familienpizza. Der Koch und sein Kellner freuten sich sehr über unseren Besuch und begannen sofort die Hände mit Wasserflaschen zu waschen und schalteten den Gasbetriebenen Ofen ein. Ich glaube nicht, dass sie da oben viele Kunden bekommen. Vor allem nicht, weil jedes 2. Gebäude Pizza anbietet und sie doch 20 Minuten den Berg hinauf sind. Vielleicht war das der Grund, warum sie so ein Strahlen in den Augen hatten, als wir die größtmögliche Pizza bestellt haben. Der Anblick, wie sie mit einer Stirnlampe die Pizza zubereiteten und in den Ofen schoben war unbeschreiblich.
Am nächsten Tag beschlossen wir wegen dem schlechten Wetter auszuschlafen und nutzten die Sonnenstrahlen am späteren Nachmittag für eine kurze Wanderung zu der Ruine vom Sonnentempel. Interessant ist, dass es immer in der Nacht regnet was das Zeug hält, zudem die Temperaturen auch auf 0°Celsius sinken können und ab Mittag, strahlender Sonnenschein und beinahe 30°Celsius auf einen herunter brannten. Auf der Insel scheint nichts gratis zu sein, denn alleine für das Betreten vom Süden der Insel bezahlt man 5 Bolivianos pro Person. Für das Zentrum inklusive Norden sind es dann 15 Bolivianos pro Person.
So bezahlten wir also die 10 Bolivianos, schauten uns um, machten ein paar wenige Fotos von der Ruine und setzten uns gemütlich in die Wiese um zu eine kleine Pause zu machen und die Sonne zu genießen. Abgesperrte Bereiche gab es keine. Wir konnten ohne Probleme in die Ruine hinein und jeden Raum betreten. Teilweise waren Reste von Blumen in den Bögen zu sehen, worauf wir zu der Schlussfolgerung kamen, dass hier nach wie vor gebetet wird. Man kann an den Eingängen super erkennen, dass die Leute damals um vieles kleiner waren. Wenn wir allerdings so durch die Gegend laufen, gelte ich mit meinen 1,75 cm als sehr groß.
Tags darauf wanderten wir mit Proviant und für jede Jahreszeit geeignete Kleidung, da auf dieser Insel das Wetter sehr schnell umschlagen konnte, ca. 3 Std. in den Norden . Man könnte sagen, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein umgedreht haben. Ich wollte mich einfach vergewissern, ob sie mehr zu bieten hat, als einen Phänomenalen Ausblick, Eiseskälte in der Nacht und kaltes Wasser.
Die Antwort darauf fällt mir nun leicht, denn sie hat es. Es war erlaubt sämtliche Ruinen uneingeschränkt zu durchforsten, worauf ich meine Taschenlampe mit nahm und mit der Hoffnung einen Schrein, oder was Ähnliches zu finden. Eine Ruine glich einem Labyrinth. Wir kamen zwar in einen offenen Bereich, waren aber immer noch von Mauern umgeben. So suchten wir nach und nach wieder den Weg in die Freiheit.
Die auf der ganzen Insel verteilten Ruinen zusammen mit den sorgfältig errichteten Wegen versetzten uns in eine Art Zeitreise. Es gab keine Autos und an vielen Stellen auch keinen Strom. Als Transportmittel dienten lediglich Esel und pure Manneskraft 😉 Die Wege wurden teilweise mit Steinen gepflastert und an den Seiten ummauert.
Durch die hohe Lage von unserem Hotel ging es Großteils der Bergzeile entlang und nur wenig auf und ab. Die super Aussicht zwang und alle paar Meter Inne zu halten und ein weiteres Foto zu knipsen. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie schön es auf der Insel war. Das einzig schlechte ist, dass das Wasser aufgrund der niedrigen Temperaturen, zum Baden nicht geeignet ist.
Hier noch ein paar kurze Informationen über die Insel:
Die Insel befindet sich in dem Titicacasee, der auf 3.810 Meter Höhe liegt. Die höchste Erhebung der Insel ist 4.075 Meter hoch. Die Temperaturen schwanken zwischen 3 und 11 °C. Nachts kann es da schon sehr kalt werden.
Wetter und Klima
Es ist möglich, dass man innerhalb einer Stunde alle 4 Jahreszeiten zu spüren bekommt. Wenn die Sonne scheint beginnen die Schweißdrüsen sich sofort zu melden und man zieht sich bis auf das T-Shirt aus. Leider ist da dieser grausame Wind, der sofort zum Frieren animiert. Kurz gesagt schwitzen mit der Jacke und frieren ohne. Eine Übernachtung im Zelt empfehle ich wegen der niedrigen Temperaturen in der Nacht nicht. Nach dem 4. Tag kam Corinna an ihre Grenzen. Bei dem Versuch früh morgens auf zu stehen und das Zimmer zu wechseln frohr sie dermaßen, dass sie sofort nach einer heißen Dusche lechzte. Das Problem war, dass weder die Dusche im aktuellen Zimmer, noch die im neuen richtig gut funktionierten. So war sie gezwungen bei einer Temperatur von nur 7 Grad unter handwarmem Wasser zu frieren und bekam unterm duschen Ohren Schmerzen.
Hotelzimmer
Während unseres gesamten Aufenthaltes wechselten wir 3-mal das Zimmer. Jedes der Zimmer war mit einem privaten Bad ausgestattet, jedoch hatte nur das billigste davon wenigstens handwarmes Wasser zum Duschen. Die anderen Duschen waren entweder total verkalkt, sodass man nur 5 dünne Wasserstrahlen bekam, oder so Eiskalt, dass wir beinahe erfroren. Beim ersten Zimmer handelte es sich unserer Meinung nach um ein günstiges Zimmer für Euro 16 die Nacht. Bei unserer Ankunft hat sich heraus gestellt, dass es mit Abstand eines der Teuersten Hotel´s auf der Insel war und zudem dessen Suite. Nach einer Nacht haben wir natürlich sofort in ein günstigeres gewechselt 😉