Potosi – Silbermine und Ojo del Inca

Der Plan war ganz einfach. Wir schnappen uns einen Bus, fahren nach Potosi, buchen die Tour in die Silbermiene, werfen etwas Dynamit, hoffen die Tour zu überleben und machen uns auf dem schnellsten Weg nach Uyuni. So viel zum Plan.. DSCF5241 Wie in jeder Stadt stapften wir erst auf der Suche nach einem guten Hostel durch die Gegend. Es ist kaum zu glauben, dass Hotels und Hostels Tür an Tür einen Preisunterschied von 500 % haben. Doch bereits nach einer Stunde fanden wir ein geeignetes. Beim Bezahlen des Zimmers sind mir wartende Touristen aufgefallen. Ich ging sofort hin und fragte, ob sie was über die Tour in die Goldmiene wüssten und schon was alles gebombt. Während Corinna sich auf den Weg ins Zimmer machte, hatte ich den Guide Anselmo, der die anderen abholen wollte abgefangen und die Tour gebucht. Es war der Wahnsinn. Vorher liefen wir noch herum und hatten keinen Plan und schon regelte sich alles innerhalb Sekunden. Leider hieß das für uns, ohne Verschnaufpause jetzt sofort mit zu kommen. Dem entsprechend freute sich auch Corinna, schnell zog Sie sich noch einen Pullover über und betrat den vollbesetzten Minivan. Erster Halt war das Haus vom Guide. Wir bekamen eine volle Montur, bestehend aus Regenhose, Jacke, Gummistiefel, Helm und Lampe. Irgendwie kam mir in diesem Moment das Gefühl hoch, dass diese nicht mit Minen in Südafrika, Deutschland, oder Österreich vergleichbar sein konnte. Ich erinnere mich an Touren in Sandalen, kurzen Shorts und der Sonnenbrille auf dem Kopf. Anschließend fuhren wir weiter zu dem Minen Markt. Laut Anselmo ist er Pflichtbesuch jedes Minenarbeiters vor Schichtbeginn. Im Grunde genau gab es nur Dynamit und Drogen, wie zum Beispiel Coca-Blätter, Zigaretten und natürlich auch 98%iger Alkohol zu kaufen. Anselmo bat jeden von uns ein Geschenk für die fleißigen Arbeiter mit zu nehmen und machte sich erst nach Sicherstellung, dass wirklich jeder etwas mitgenommen hat, auf den Weg. DSCF5165-1DSCF5178 DSCF5184Irgendwie kamen wir uns wie Drogenlieferanten vor. Wer schleppt schon gerne freiwillig einen Sack voller Zigaretten und 98%igem Alkohol in ein schmales schwarzes Loch unter die Erde und bezahlt vor allem noch dafür. Wie dem auch sei.. Der Eingang der Mine war recht unscheinbar. Es ging mit einer Leiter in die Tiefe und schon wurde allen klar, wieso diese Montur. Überall war es nass und glitschig. Auf dem Hintern zu schlittern schien die beste Idee für manche Passagen. Teilweise waren die Wände bzw. Decken so niedrig, dass wir einige Meter in der Hocke laufen mussten. Manchmal begegneten uns Arbeiter, die uns allerdings mehr wie Statisten vorkamen. Jedes Mal sagte Anselmo in die Runde: „Please, give them a present!“. DSCF5191-1Anfangs wurden die Arbeiter wahrscheinlich besser als zu Weihnachten beschenkt, denn allen war es eine Freude den Ballast los zu werden. Mit vollen Händen gingen sie dankend zur Oberfläche und wir tiefer in die Dunkelheit. Wenn man sich vorstellt dass bis zu 6 Touren ( gesamt von jedem Anbieter ), mit je ca. 16 Personen am Tag in die Miene gemacht werden – da kommt schon einiges an „Geschenken“ zusammen. Zudem ist es nicht Wasser und Obst sondern 98% iger Alkohol, Zigaretten und Coca-Blätter…. DSCF5234Der Grundgedanke fanden wir ja nicht schlecht, aber Drogenlieferant zu spielen und zu zusehen wie sie sich den Körper vernichtet….?! Nach einigen Minuten kamen wir an einer Teufel ähnlichen Figur in Menschengröße vorbei. Anselmo fing sofort mit einem seltsamen Ritual an. Er schenkte den Alkohol 3 Mal in den Flaschendeckel ein. Das 1. Mal goss er ihn auf den Boden links neben der Figur, das 2. Mal rechts und den 3. Trank er selber. Ich kann mich leider nichtmehr an die Worte erinnern, die er dabei verlor, aber als nächstes warf er eine Handvoll Coca-Blätter an den linken und rechten Fuß und wiederum eine Handvoll auf den Penis der Statue. Das Ritual war aber immer noch nicht beendet. Er musste noch 2 Zigaretten anzünden und der Figur in den Mund stecken. Erst nach dieser Vollendung ist es einem gestattet auf sicherem Weg weiter zu gehen. Irgendwie erklärt das auch, warum wir so viel Geschenke mitbringen sollten. Stellt euch mal vor ihr geht 5 Mal an der Figur vorbei und müsstet sie immer mit Blättern, Alkohol und Zigaretten versorgen. Zudem nicht nur die Statue, sondern die Arbeiter selbst konsumieren, was wir selbst gesehen haben, sicher das 5fache am Tag. DSCF5229Jedenfalls gingen wir dann weiter und fanden den ersten wirklich arbeitenden Mann. Bereits viele Ecken vorher, konnten wir ihn meißeln hören und wunderten uns bei der Begegnung darüber, wieso er keinen Schremmhammer verwendet, wie uns Anselmo wenig vorher vorgeführt hatte. Er versuchte uns zu erklären, dass so die Qualität der Rohstoffe besser ist und weniger verloren geht. Das kam mir etwas seltsam vor, denn dafür dauert es mehrere Tage, bis dieselbe Menge abgebaut werden kann und Zeit ist doch Geld, oder nicht? Natürlich versorgten wir auch ihn mit jeder Menge Drogen, bevor wir an der nächsten Figur zum Beten Halt machten. Und da passierte es. Der Boden bebte für einen Moment und alle sahen sich mit großen Augen an. Irgendwo im Berg hatte jemand eine Sprengung gemacht. Wir wussten im Vornherein, dass die Touren etwas unsicher sind, aber da noch nie jemand verletzt wurde, geschweige denn um kam, aber das war schon ein ziemlicher Rumpler. Anselmo schien das nicht zu stören, denn er hatte früher 5 Jahre in dieser Mine gearbeitet und macht nun 2 Mal am Tag eine geführte Tour. Scheinbar waren wir jetzt im tiefsten Bereich für Touristen, denn es ging wieder zurück nach oben. Auf dem Weg trafen wir noch 2 offensichtlich schwerstarbeitende, die einen Wagen voller Steine über die Schienen eines Tunnels schoben. Den Schweiß aus dem verschmutzten Gesicht wischend schoben sie schnaufend den Wagen an uns vorbei. Bis zu diesem Moment waren sich alle nicht sicher, ob alles nur Show war und die Arbeiter so durch uns zu gratis Drogen kamen, oder ob hier wirklich noch gearbeitet wird. DSCF5235

Ojo del Inca (Auge der Incas)

Am nächsten Tag machten wir uns mit Manuel, den wir bei der Tour kennen lernten, zu dem Auge der Incas – eine natürliche Quelle in den Bergen, auf. Die Anreise war recht einfach mit dem Bus vom alten Terminal bis zu einer Brücke, von der es noch gute 25 Minuten den Berg hoch zu laufen sind. DSCF5261 Es handelt sich kurz und knapp um das Auge eines Vulkanes, das einen perfekten Kreis gefüllt mit 35 °C warmen Wasser bildet. Am Rand ist er 5 Meter und in der Mitte über 150 Meter tief. Die Lage ist traumhaft, rundum türmen sich die Berggipfel und bis auf 3 kleine Barracken ist keinerlei Zivilisation in Sicht. Der Temperaturunterschied gegenüber der Luft ist bei circa 15 °C, was dafür sorgt, dass man sobald erst mal ins Wasser gesprungen, das Raus kommen sich als Überwindung darstellt. Nachdem wir uns 1 ½ Stunden im Wasser treiben ließen, überwanden wir uns raus und verabschiedeten uns von Manuel, da er sich auf den nach Hause weg machte. Wir wollten das Traumhafte Wetter und die Ruhe noch ein wenig genießen. DSCF5285 DSCF5250Leider wurde daraus nur noch ca. 20 Minuten relaxen und in der Sonne Baden, denn eine ½ Stunde später zogen dunkle Wolken auf und wir hatten Mühe noch vor dem Regen zur der Bus Haltestelle zu kommen. Problematisch war, dass der Bus keinen Platz für uns hatte. Corinna hatte dann die super Idee, das nächste Auto in diese Richtung zu stoppen und siehe da, sie nahmen uns sogar trotz meinem schlechten Spanisch mit nach Potosi. Leider konnten wir uns nicht verständigen und so landeten wir zwar in Potosi aber irgendwo im nirgendwo. Ohne Geld in der Tasche und Wasser im Rucksack liefen wir ca. 30 Minuten planlos durch die gegend bis wir wieder einen Orientierungspunkt hatten und so zu unserem Hostel zurück fanden. Potosi selbst hat bis auf die Silbermine, sowie einem Kloster, einem Museum und jeder Menge alter Gebäude nichts zu bieten. Aufgrund der Miene hat sich in dieser Stadt sehr viel Geschichte abgespielt. Das Interesse war stark, doch unser Spanisch leider nicht :-(. So waren wir gezwungen, uns die Info´s zuhause über das Internet zu holen. Unsere restliche Zeit haben wir in einem kleinen Park in der Stadt verbracht, die Sonne genossen und ein wenig relaxt.